Geburtsbericht für Jaron Tobija

 

Anfangs November stand noch der Umzug an. Mami und Papi bereiteten sich darauf vor, dass du vielleicht an diesem Tag kommen möchtest. Du warst aber gnädig und hast gewartet, bis wir einigermassen eingerichtet waren. Mami hat viel versucht, um dich aus deinem Nestchen zu locken, war in der alten Wohnung einen Tag lang putzen, hat sich mit Papi im Aqua Basilea entspannt, mit deiner Grossmami einen Spaziergang gemacht, Milch abgepumpt…Alles schien nicht zu helfen. Am 18. November haben dein Papi und deine Mami die alte Wohnung abgabefertig geputzt und dann kam eine Freundin zum Zvieri. Beim Abendessen weihten wir unser frisch gekauftes Fondue-Caquelot ein, während nebenher die Waschmaschine die romantische Idylle etwas trübte. Deine Mami war ziemlich kaputt vom Putzen. Im Kontakt mit einer Freundin sagte deine Mami, sie sei jetzt bereit für dich, doch du solltest ihr bitte noch bis 3 Uhr morgens Ruhe gönnen.

Papi und Mami machten sich einen gemütlichen Fernsehabend und schauten noch eine Sendung HappyDay fertig, bevor wir uns um Mitternacht schlafen legten.

Um 4:02 Uhr wurde deine Mami wach mit Bauchschmerzen, bei denen nur Mitatmen half. Mit dem Gedanken, dass dies allenfalls Wehen sein konnten, notierte ich die Uhrzeiten auf dem Natel. Wollte aber erstmal gar nichts unternehmen, solange die Wehen nicht eine Stunde lang regelmässig kamen. In der Stunde zwischen 4 und 5 Uhr morgens kamen die Wehen alle 3-12 Minuten, jedoch nicht in regelmässigen Abständen. Ich dachte mir schon, dass du dich jetzt wohl auf den Weg machst. Kurz bevor ich deinen Papi sowieso wecken wollte, kam eine derart heftige Wehe, dass ich nach ihm packte und er daran erwachte. Er sah mich an und fragte, was los sei. Meine Antwort: Ich hatte seit einer Stunde Wehen. Dies war für ihn kein so schönes Erwachen, er war etwas überrumpelt und fragte, was er machen solle. Ich bat ihn, erstmal die Wärmeflasche aus dem Auto zu holen, denn wir hatten die letzten 3 Tage unser Köfferchen für die Geburt schon im Auto. Durch die Wärme wurden die Wehen aber nicht besser, eher schlimmer. Mami wollte noch kurz die Geschirrspülmaschine ausräumen, die wir abends zuvor laufen liessen, hat es aber nicht mehr geschafft. Dein Papi hat gesagt, ich solle endlich der Hebamme anrufen. Um 5:38 habe ich also Bernadette angerufen und ihr geschildert, was seit 4 Uhr lief. Während der ganzen Schilderung am Telefon kam keine Wehe und ich habe mir schon gedacht «toll, jetzt habe ich sie vergebens geweckt». Doch dann kamen gleich zwei Wehen hintereinander und ich war froh darum, denn so merkte ich auch, dass sie dies auch als Geburtsbeginn deutete. Wir verabredeten uns für 7 Uhr im Geburtshaus Tagmond in Pratteln, wo du geboren werden solltest. Kaum war das Telefonat beendet, wurden die Wehen heftiger und die Abstände kürzer. Mami konnte weder liegen noch sitzen. Herumspazieren war das einzige, was half. Dein Papi machte mir noch eine Trinkflasche mit Isostar bereit, was mir noch etwas Flüssigkeit während den Wehen zurück geben sollte.

Ich war sehr froh, als 6:30 war und wir losfahren konnten, denn ich fragte mich schon, wie ich diese Autofahrt noch aushalten sollte. Es hatte etwas Schneeregen und während der Fahrt nach Pratteln hatte ich 3 Wehen.

Beim Geburtshaus angekommen, warteten wir noch etwa 2-3 Minuten auf Bernadette, gerade als sie kam, hatte ich eine Wehe und musste kurz warten mit Aussteigen. Bernadette ging schon mal rein und wir kamen dann nach. Drinnen angekommen, war ich beschäftigt mit dem Veratmen der Wehen während dein Papi die Musik installierte und die Hebamme ihm einen Tee machte und ihre Materialien für die bevorstehende Geburt vorbereitete. Die Wehen kamen nahe aufeinander, es gab fast keine Verschnaufpausen mehr. Du hast mich da ganz schön gefordert, mein Kleiner.

Bernadette untersuchte bald das erste mal vaginal um ca 7:30. Da war der Muttermund zu meiner Enttäuschung erst 3cm geöffnet (nach der Geburt sagte sie mir, es wären eher 2cm gewesen, aber sie wollte mich nicht entmutigen). Ich wusste nicht, wie ich dies noch den ganzen Tag mit solchen Wehen aushalten sollte. Deine Herztöne waren gut. Bernadette sagte aber auch, dass der Muttermund recht weich sei und sie denkt, die Geburt würde rasch voran schreiten. Sie liess mir Badewasser in der Geburtswanne ein. Bis die Wanne gefüllt war, verarbeitete ich meine Wehen mit herumspazieren und stehen. Dein Papi massierte mir den Rücken. Ich stieg ungefähr um 7:50 in die Wanne. Dies war zu Beginn eher etwas unangenehm, da ich die Wehen stärker empfand. Die Pausen wurden aber angenehmer und viel entspannter, ich konnte mich dann besser erholen in den Wehenpausen. Relativ rasch kam ich an den Punkt, wo ich dachte, ich stünde dies niemals durch, die Wehen waren so heftig und in so kurzen Abständen. Im Bewusstsein, dass dieser «Erschöpfungspunkt» normalerweise erst bei ungefähr 8cm Muttermundöffnung kam und ich ja grad kurz vorher noch bei 3cm war, machte mir dies etwas Angst. Denn ich wusste, ich kam vor deiner Geburt nicht mehr aus dieser Wanne, dies würde ich nicht mehr schaffen. Venösen Zugang hatte ich auch nicht und viel mehr Möglichkeiten gab es ja im Geburtshaus dann auch nicht mehr. Bernadette und dein Papi haben mir zur Seite gestanden und mich sehr schön begleitet und motiviert! Als ich das Gefühl hatte, ich konnte wirklich nicht mehr und würde dies nicht schaffen, hat mir Bernadette angeboten, nochmals vaginal zu untersuchen, sie hätte das Gefühl, es sei da wahrscheinlich nochmals einiges gegangen. Ich willigte ein. Und tatsächlich tastete sie eine Öffnung von 7-8cm. Ich war froh, doch auch etwas überfordert, weil alles so schnell ging bis da!

Bald kam der Punkt, wo es unglaublich anfing zu Drücken und ich konnte mich kaum gegen den Druck wehren und wollte mitschieben. Bernadette untersuchte nochmals. Die Untersuchung machte höllisch weh! Es war Saum! Also nur noch ein ganz kleiner Spalt vom Muttermund, der noch weg musste. Der schlimmste Teil der Geburt! Dies war ein vernichtender Schmerz, gegen den ich nichts tun konnte. Die Hebamme fragte, ob sie den Saum versuchen sollte, über deinen Kopf zu schieben, damit er weg war. Doch es tat so dermassen weh, dass ich sie bat, sie soll da weg! Sie hat mir dann etwas Nachtkerzenöl auf diesen Saum gestrichen und am Fuss eine Akupunkturnadel gesetzt beim sogenannten «Tor zur Erde» Punkt. Von da an ging’s schnell. Der Saum verschwand und ich durfte endlich guten Gewissens mitschieben. Du hattest es eilig! Ein starkes Brennen in der Symphysengegend begleitete jede Wehe. Dies war sehr unangenehm, denn gegen die Wehe konnte ich nun endlich etwas tun, nämlich dich etwas nach unten schieben, Wehe für Wehe etwas näher in meine Arme. Doch dieses Brennen in der Symphyse war mühsam! Bernadette meinte, dass du da vielleicht mit deinem Kopf etwas anstehen würdest und versuchte, deinem Kopf manuell etwas um die Kurve zu helfen. Dies schien auch gelungen zu sein, denn schon bald spürte ich dich tiefer und tiefer treten. Alles spannte und bald schon konnte ich deinen Kopf tasten, der schon aus meiner Scheide rausdrückte. Noch rutschte er in der Wehenpause etwas zurück, doch schon 1-2 Wehen später rutschte er nicht mehr zurück und ganz bald schon war dein Kopf geboren. Dein Körper folgte ungefähr 2min später. Herzlich Willkommen Jaron Tobija!!! Welch ein Wunder, sein eigenes Kind da in der Geburtswanne zu haben! Bernadette befreite dich von der Nabelschnur, die du 1x locker um den Hals hattest. Ich nahm dich hoch und wartete angstvoll auf deinen ersten Atemzug, den du auch bald gemacht hast. Mami und Papi sind soo stolz auf dich, wie toll du das gemacht hast, lieber Jaron! Du kamst genau an deinem errechneten Geburtstermin, dem 19.11.2017 zu uns und hast dir die Zeit 9:19 für deine Geburt ausgesucht.

8min nach dir kam auch die Plazenta. Bernadette legte diese in eine Schüssel aufs Wasser, damit sie schwimmt und du das Blut, welches noch zu pulsierte, noch bekamst. Erst, als kein Puls mehr tastbar war, durchtrennte dein Papi die Nabelschnur. Du wolltest auch schon an der Brust trinken, doch im Wasser gestaltete sich dies noch etwas schwierig, weshalb wir uns entschieden, die Geburtswanne zu verlassen. Ich legte dich in die Arme deines Papis und duschte mich ab. Kaum auf dem Gebärbett angelangt, hast du auch schon meine Brust gesucht und an beiden Seiten ausgiebig gezogen. Wir genossen die Kuschelzeit!

Auch die Zeit auf dem stationären Wochenbett im Geburtshaus war sehr gemütlich und du hast es soo toll gemacht und fast garnicht geweint! So hast du uns den Start als Familie wirklich nicht schwierig gemacht und wir sehen dich jeden Tag mit Freude an und denken gerne an deine Geburt zurück, welche in einer solch friedlichen, vertrauten Atmosphäre so gut verlief.

 

In Liebe, deine Mami 

Wir sind Mitglied bei der Interessengemeinschaft Geburtshäuser Schweiz (IGGH-CH)

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